1. Tag

Guten Tag, miteinander,

Ich bin sehr froh darüber, mit euch allen zusammen Gebete rezitieren zu können, damit die Pandemie abklingt. Wir werden ab heute sieben Tage lang  Gebete rezitieren.

Heute am ersten Tag, werden wir das „Herz-Sutra“ und die „Zurückweisung von Maras“ rezitieren. Wie ihr alle wisst, ist das Herz-Sutra ein wichtiges Mahayana Sutra. Es lehrt Leerheit und gegenseitige Abhängigkeit. Zur jetzigen Zeit, da das Corona-Virus sich über die ganze Welt verbreitet, können wir klar die Bedeutung von Interdependenz sehen. Wir können sehen, dass jeder von uns vom anderen abhängig ist, und es besteht nicht so viel Abstand zwischen uns und anderen, wie wir dachten.

Wenn wir ein tiefes Verständnis von gegenseitiger Abhängigkeit gehabt hätten, würde das Corona-Virus sich vielleicht nicht so weit in der Welt ausbreiten. Aber wir haben natürlicherweise ein sehr festes Anhaften an ein Ego. Wir glauben, dass jede Familie oder jede Gemeinschaft oder jedes Land unterschiedlich und voneinander getrennt sind. Wir sind nur mit den Dingen beschäftigt, die uns betreffen und nehmen andere Dinge nicht ernst. Jedoch verbindet uns jeder Atemzug mit allen anderen. Diese Pandemie zeigt uns, wie sehr wir uns gegenseitig beeinflussen und wie sehr wir miteinander verbunden sind. Dies ist eine Situation, die wir in unserem gesamten Leben nicht mehr vergessen werden.

Deshalb denke ich dass es sehr hilfreich sein wird, wenn wir miteinander über unsere Lebenserfahrungen und die Bedeutung des Herz-Sutras reflektieren. Je mehr wir den Abstand zwischen dem Dharma und unserem Leben verkürzen, umso mehr werden wir sehen, dass es keinen Unterschied zwischen der Person, die Dharma praktiziert und dem Dharma, der praktiziert wird, gibt. Der Dharma und das Individuum werden eins, und wir werden, was man einen Dharma-Praktizierenden nennt.

Als nächstes werden wir das Herz-Sutra zusammen rezitieren. Ich werde es langsam rezitieren. Wenn Du kannst, rezitiere mit mir, das ist ausgezeichnet. Oder aber Du rezitierst, wie Du möchtest. Das Wichtigste ist, nicht abgelenkt zu werden. Es ist wichtig, über den Sinn nachzudenken.

2. Tag

Tashi delek an Euch alle. Heute ist der zweite Tag unserer Gebete zum Abklingen der Pandemie. Die Gebete, die wir heute sprechen sind „Der König der Wunschgebete“ und das „Sutra in drei Teilen“. Diese lehren die zwei Hauptpunkte des Bodhisattva-Pfades: Ansammlung von Verdienst und Reinigung von Hindernissen. Diese beiden sind entscheidend für Bodhisattvas.

Die gegenwärtige Pandemie hat große Veränderungen gebracht, die wir uns zuvor nicht vorstellen konnten. Bereits jetzt, in nur einigen Monaten, hat es über zwei Millionen bestätigte Fälle gegeben, und mehr als 160 000 Menschen sind gestorben.

Zudem hat es auch bedeutende Änderungen in unserer Lebensführung gegeben. Wir können uns nicht länger frei bewegen. Wir können die Menschen, die wir lieben, nicht treffen. Die Verluste in der Wirtschaft und an Arbeitsplätzen sind gewaltig. Wir trauen uns kaum, an alle Einzelheiten zu denken. Wenn wir solchen Schwierigkeiten begegnen, können sie ein Weckruf sein, der uns dazu bringt, uns selbst wesentlich tiefer zu ergründen.

Diese Pandemie ist nicht plötzlich vom Himmel gefallen. Wie sie begann und wie sie sich verbreitet hat, ist stark mit dem menschlichen Handeln verbunden. Laut mehrerer Quellen war der Ursprung des Virus mit „wet markets“ (Märkte auf denen man Tiere kaufen kann, die im Wasser leben.) verbunden.  In jedem Fall haben wir Menschen uns nicht um die Freiheit und das Leben von Tieren gekümmert, und jetzt umfangen uns die negativen Konsequenzen daraus.

Die derzeitigen Reiseverbote sind tatsächlich gut für die Natur gewesen. Wir verursachen weniger Belastung für die Umwelt, und die Atmosphäre ist weniger verschmutzt. Viele Tiere wurden gesehen, die ohne Furcht in die Städte kommen. Dies sind Fakten, die wir nicht ignorieren können. Wir machen jetzt die Erfahrung, sehen zu können, wie viel Gewalt und Zerstörung wir bei der Umwelt und der Tierwelt verursacht haben.

Das Wesentliche am Ansammeln von Gutem und der Reinigung von Hindernissen ist, zu sehen, welche guten Qualitäten wir haben und was unsere Schwächen sind, damit wir unsere guten Qualitäten stärken und unsere Schwächen vermindern können. Aber wenn unsere Niederwerfungen und unsere Bekenntnisse nur ein Ritual sind oder der Schau wegen, dann haben wir nicht verstanden, worum es geht.

Nun werden wir den „König der Wünsche“ und das „Sutra in drei Teilen“ zusammen rezitieren.

3. Tag

Tashi Delek. Heute ist der dritte Tag unserer Gebete zum Nachlassen der Pandemie.

Heute werden wir die Sutras der Dharani von Akshobhya rezitieren. Es gibt zwei solcher Sutras. Das erste ist aus dem tibetischen Kangyur, und das zweite ist von mir aus dem Chinesischen ins Tibetische übersetzt worden.

Man sagt, dass Akshobhya der Effektivste zur Reinigung von karmischen Hindernissen ist. Dies ist mit seinen eigenen speziellen Wünschen verbunden. Als er zunächst den Erleuchtungsgeist entwickelte, machte er das Versprechen: „Bis zur Erleuchtung werde ich niemals Boshaftigkeit oder Hass irgendeinem Lebewesen gegenüber fühlen“. Dies ist der Grund, warum er Akshobhya, der „Unerschütterliche“ genannt wird.

Das Wort Karma ist heutzutage auf der ganzen Welt bekannt, aber wenn man das Wort versteht, heißt das nicht, dass wir Karma verstehen. Das ist deshalb so, weil karmische Ursache und Wirkung sogar mit den winzigsten Gedanken, die wir haben und den Handlungen, die wir täglich tun, verbunden sind. Wenn wir bei unseren Erfahrungen nie unsere Gedanken und unsere Handlungen und ihre Wirkungen untersuchen, gibt es keinen Weg, dass wir verstehen können, wie Karma wirkt.

Die gegenwärtige Pandemie sendet die klare Botschaft, dass Karma nicht nur theoretisch ist. Stattdessen steht sie im Zusammenhang damit, was wir entschieden haben, in unserem täglichen Leben zu tun und was wir entschieden haben, nicht zu tun. Wir achten immer sehr auf die Ergebnisse, aber wir achten nicht gleichermaßen auf die Ursachen, Bedingungen und Motivationen, die zu der Situation geführt haben.

Beispielsweise, wenn wir es nicht als wichtig erachten, unsere Hände zu waschen, Abstand zueinander zu halten, und so weiter, um die Übertragung des Virus zu verhindern, sondern einfach nur nicht daran erkranken wollen, so hilft uns das überhaupt nicht. Wenn jemand das Virus hat, kann er es verbreiten. Wir müssen also nicht nur die Verantwortung für unsere eigene Gesundheit und unser Glück übernehmen. Wir müssen auch die Verantwortung für die Gesundheit und das Glück anderer übernehmen. Das ist ein wesentlicher Punkt.

Manche Menschen benutzen Karma als eine Entschuldigung; sie geben dem Karma die ganze Schuld, als ob es Schicksal wäre. Karma bedeutet nicht, dass wir unfähig dazu sind, uns zu verbessern oder voranzukommen. Tatsächlich ist die Bedeutung von karmischer Ursache und Wirkung, dass wir sogar noch zuversichtlicher und begeisterter sein können in der Übernahme der Verantwortung, uns selbst und anderen zu nutzen.

Nun werden wir die zwei Sutras rezitieren.

Diejenigen von euch, die nicht Tibetisch sprechen, können sie in ihrer eigenen Sprache rezitieren. Es ist nicht notwendig, mit mir mitzuhalten. Wenn ich zu langsam rezitiere, werden Tibeter und Menschen, die tibetisch sprechen, einschlafen.

4. Tag

Tashi delek. Heute ist der vierte Tag unserer Gebete zum Nachlassen der Pandemie. Heute werden wir die Niederwerfungen und Lobpreisungen an die 21 Taras rezitieren.

Diese Praxis ist in Tibet äußert weit verbreitet. Jahrhunderte lang haben alle Tibeter, ob männlich oder weiblich, alt oder jung, sie entweder am Morgen oder am Abend rezitiert. Wir haben einen starken Glauben, dass Tara uns helfen wird.  Meine Mutter, obwohl sie nicht lesen kann, lernte die Praxis der Tara auswendig und rezitiert sie täglich.

Tara ist eine Emanation von Chenrezig, eine Manifestation seiner mitfühlenden Aktivität. Chenrezig ist die Verkörperung der Liebe aller Buddhas. Wenn er in der Form einer Göttin erscheint, fühlen wir sogar noch stärker, wie seine Natur wie die Liebe einer Mutter ist.

In dieser Zeit, wenn sich die ganze Welt mit Leiden konfrontiert sieht, ist es noch notwendiger als zu anderen Zeiten, an andere mit Liebe zu denken. Wir müssen Corona mit Karuna begegnen.

Wenn alle unsere Länder und Völker zusammenkommen und die Verantwortung zusammen tragen, ist es sicher, dass wir bald von dieser Qual erlöst sein werden. Jeden Tag hören wir in den Nachrichten und sozialen Medien von bewegenden Situationen. Unsere Helden an vorderster Front, die Ärzte und Pflegekräfte, bringen große Opfer, um die Pandemie zu bekämpfen.

Gleichermaßen arbeiten Zulieferer, die Polizei, Soldaten, Ehrenamtliche und viele andere hart für unser Wohlergehen. Deshalb habe ich das Gefühl, dass unser Problem nicht ist, dass es nicht genug liebevolle Menschen in der Welt gibt oder es uns an Mitgefühl fehlt.

Es ist nur, dass viele Menschen nicht genug Mut haben und ihnen jemand fehlt,  der sie inspiriert. Sie müssen wissen, dass jemand wie Tara da ist, um sie zu unterstützen und ihnen den Rücken zu stärken. Nun, wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, uns gegenseitig zu inspirieren und zu trösten. Das ist die Basis für das Glück der Menschheit.

Leider wird diese Pandemie an einigen Orten dazu verwendet, bestimmte Gruppen zu diskriminieren. Eine Gruppe von Menschen ist keine eigenständige Einheit; sie besteht aus individuellen menschlichen Wesen. Niemand, egal wer, möchte mit dem Virus infiziert werden. Niemand möchte diese Belastungen. Zu Zeiten wie diesen ist es wichtig, den Standpunkt anderer Menschen einzunehmen und darüber zu reflektieren.

Nun werden wir die Niederwerfungen zu Tara zusammen rezitieren. Damit jeder mir folgen kann, werde ich die Melodie verwenden, die ich komponiert habe. Vielen Dank!

5. Tag

Tashi Delek. Heute ist der fünfte Tag unserer Gebete zum Nachlassen der Pandemie. Heute werden wir zwei bekannte Gebete zu Guru Rinpoche rezitieren.

Guru Rinpoche oder Padmasambhava war ein Gelehrter und Siddha aus dem Land Uddiyana, der am Ende des achten Jahrhunderts nach Tibet kam.

In seiner Zeit in Tibet beseitigte er alle Hindernisse, die den Dharma vom Aufblühen abhielten. Er ist eine der wichtigsten Figuren bei der frühen Etablierung des Dharma in Tibet, und deshalb ist er für die Tibeter wie ein zweiter Buddha. Die Menschen bewundern und respektieren ihn, weil er wie ein Superheld ist: er hat unglaubliche Kräfte und große Würde. Kein Hindernis kann ihn aufhalten, keine Widrigkeit kann ihn zurückwerfen.

Seitdem ich ein Kind war, hatte ich großes Vertrauen in Guru Rinpoche. Bis zu meinem achten Lebensjahr kannte ich als einziges Gebet nur das Sieben-Zweige-Gebet zu Guru Rinpoche. Wann immer meine Familienmitglieder oder Nachbarn mich baten, ein Gebet zu rezitieren, pflegte ich als das Sieben-Zweige-Gebet zu rezitieren.

Nun haben während dieser Pandemie viele Menschen große Furcht und Sorge. Es ist natürlich, in einer solchen Situation besorgt zu sein, die wir noch nie in unserem Leben erfahren haben, in der man kaum weiß, was als Nächstes geschehen wird.

Doch wenn große Katastrophen sich ereignen, ist es umso wichtiger für uns, unseren Geist zu beruhigen, so dass wir klar denken können und die richtigen Entscheidungen treffen. Denn in einer so großen Krise wie dieser können viele unserer Entscheidungen, die wir treffen, über Leben oder Tod entscheiden.

Eine Pandemie ist etwas anderes als ein Krieg. Im Krieg haben wir die Wahl, uns dem Feind geschlagen zu geben, aber in einer Pandemie haben wir nicht diese Wahlmöglichkeit, weil wir gewinnen müssen.

Um einen Sieg über die Pandemie zu erlangen, müssen wir starke Entschlossenheit, Überzeugung und Vertrauen haben. Wir sollten wie Guru Rinpoche sein. Wir sollten nicht versuchen, uns aus den Hindernissen herauszuwinden. Wir müssen uns ihnen stellen, wir brauchen keine Angst zu haben.

Die Belehrungen zum Geistestraining sagen uns, dass Krankheit und Not spirituelle Lehrer sind. Wir müssen es wagen, uns Belastungen zu stellen und Hindernisse zu überwinden. Wenn wir verstehen, dass alle unsere Probleme und unser Leiden uns etwas lehren können, dann können Hindernisse unsere Freunde werden.

Gegenwärtig haben wir selbst keine ausreichende Kraft, weshalb wir zu Guru Rinpoche beten müssen. Denn in dieser Zeit der Degeneration sind der Segen von Guru Rinpoche und seine Kraft, Hindernisse zu beseitigen, unvergleichlich.

Nun werden wir die Gebete zu Guru Rinpoche rezitieren. Danke!

6. Tag

Tashi Delek. Heute ist der sechste Tag unserer Gebete für das Nachlassen der Pandemie. Heute werden wir Karma Chakme’s Wunschgebet für die Geburt in Sukhavati rezitieren.

In Tibet gibt es viele verschiedene Gebete für die Wiedergeburt in Sukhavati. Einige lange und einige kurze, doch jenes, das die Menschen am besten kennen, ist das von Karma Chakme.

Die Mahayana Tradition lehrt, dass es reine und unreine Weltenbereiche gibt. Jedoch sollten wir rein und unrein nicht als etwas auf die äußere Form Bezogenes verstehen. Stattdessen sollten wir denken, dass sie sich auf die subtilen Ursachen und Bedingungen beziehen, die die Welt erzeugen. Es wird gesagt, dass ein unreiner Bereich, so wie diese Erde, durch das gemeinsame Karma und das Leiden der fühlenden Wesen in diesem Bereich gebildet wird, und dass ein reiner Bereich durch die Wunschgebete eines Buddha erschaffen wird. Von all den vielen reinen Bereichen kann man am leichtesten in Sukhavati Geburt erlangen, und er hat den größten Nutzen, weshalb er am bekanntesten ist.

Moderne Wissenschaftler haben eine Menge Forschung betrieben über unser Sonnensystem, unsere Galaxie und den Rest dieses unendlichen Universums. Sie suchen nach anderen Planeten, die so wie die Erde bewohnbar sein könnten. Aber wir vernachlässigen unseren eigenen wertvollen Planeten, diese wunderbare Erde, die uns am Leben erhält und vor Lebenskraft strotzt.

Auch wenn seit der industriellen Revolution unser Leben leichter geworden ist und die Möglichkeiten sich weiterentwickelt haben, so haben wir dies erreicht, indem wir die Ressourcen der Erde geplündert haben. Wir haben sie mehr und mehr mit Gebäuden und Straßen zugepflastert, und durch diesen Prozess große Zerstörung verursacht. Wir haben die globale Erwärmung ausgelöst und Abholzung von Wäldern, das Schmelzen der Gletscher und die Verschmutzung von Flüssen und Meeren verursacht.

Jeden Tag sterben hunderte von Spezies infolge menschlicher Handlungen aus.

Unsere Gier kennt keine Grenzen. Sie ist so stark, dass nicht einmal das Verschlingen der ganzen Erde sie zufriedenstellen könnte. Wir hören von all dem in den Nachrichten. Wir hören von den Forschungen, aber wir haben keine tatsächlichen Erfahrungen, speziell jene von uns, die in Städten leben. Wenn es heiß wird, schalten wir die Klimaanlage ein, und wenn es kalt wird, drehen wir die Heizung auf. Wir versuchen ständig, es uns selbst angenehmer zu machen und das Leben noch erfreulicher. Für den Einzelnen scheint es eine kleine Sache zu sein, aber wir ziehen nie in Betracht, welche große Bürde wir der Erde auferlegen oder was es für die Umwelt kostet. Wenn wir uns nur etwas unwohl fühlen, regen wir uns auf und wollen Dinge ändern. Aber all die anderen Lebewesen ertragen tausendmal mehr Leiden und Schmerz durch die Umweltzerstörung, die wir geschmiedet haben. Und sie können nichts anderes tun, als zu leiden und zu sterben. Deshalb müssen wir die Dinge aus deren Perspektive sehen und sehr genau darüber nachdenken. Dann können wir letztendlich motivierter und ernsthafter darin werden, für das Zuhause zu sorgen, das wir miteinander teilen.

Wir müssen erkennen, wie dumm unsere Ignoranz ist. Wir müssen diesen Planeten wertschätzen, der die Grundlage für unser Leben bildet und die natürliche Umwelt bewahren. Das Überleben unserer und zukünftiger Generationen hängt davon ab.

Gestern war der Tag der Erde. Tatsächlich ist jede Minute die wir leben, jeder Atemzug, den wir nehmen, mit unserem Planeten eng verbunden. Deshalb sollte für uns jeder Tag ein Tag der Erde sein. Vielleicht ist es sogar ein bisschen traurig, dass wir einen Tag der Erde brauchen, um uns daran zu erinnern, sie zu feiern. Dies ist ein Zeichen, dass wir Menschen vergessen wer wir sind.

Nun werden wir Karma Chakme’s Wunschgebet für die Geburt in Sukhavati zusammen rezitieren. Vielen Dank.

7. Tag

Tashi Delek. Heute ist der siebte und letzte Tag unserer Gebete für das Nachlassen der Pandemie. Heute werden wir Tangtong Gyalpo’s Gebet, das die Sakya aus Krankheit rettete, zusammen mit dem Sechs-Silben-Mantra und anderen Mantras rezitieren, wie auch die Beruhigung der Zwietracht der Mamos. Es gibt viele verschiedene Mantras, aber heute werden wir diejenigen rezitieren, die in der derzeitigen Pandemie helfen.

Tangtong Gyalpo war ein bekannter tibetischer Siddha im 14. Jahrhundert. Einmal gab es eine große Epidemie im großen Sakya-Kloster, und keine der medizinischen Behandlungen, Opferungen oder Rituale, die sie versuchten, konnte helfen. Als alle dem Tod nahe waren, baten sie Tangton Gyalpo um Hilfe. Er schrieb dieses Gebet und die Epidemie klang ab, wie es die Geschichten berichten.

Was die Beruhigung der Zwietracht der Mamos anbetrifft, die in Sanskrit Matrik genannt werden, eine Art von Geist: aber hier könnte es so verstanden werden, dass die natürliche Umwelt sich in der Form von inneren Göttinnen erhebt. Im Grunde genommen ist es so, wie wenn wir eine Korrektur unserer Fehler machen, um unser Ungleichgewicht und unsere Disharmonie mit der natürlichen Umwelt in Ordnung zu bringen.

Ich glaube, dass unsere gegenwärtigen Gebete sehr gut verlaufen sind. Sie haben mehr als eine Million Menschen erreicht, und mindestens zweihunderttausend Menschen haben die live Sessions angesehen und miteinander gebetet. Viele Rinpoches, Nonnen- und Mönchskloster in Indien, Nepal und Bhutan haben ebenfalls teilgenommen. Jeder nimmt an diesen Gebeten freiwillig teil, ohne gefragt worden zu sein, und das gibt mir neue Hoffnung und Vertrauen, dass die Welt sich gut entwickeln wird. Ich danke Euch allen aus der Tiefe meines Herzens.

Diesmal habe ich eine neue Aufgabe übernommen, nämlich in drei Sprachen zu sprechen. Normalerweise kann ich, wenn ich einen Übersetzer habe, entspannen. Aber dieses Mal gibt es keinen Übersetzer, und es war etwas schwierig. Aber ich hoffe, dass Euch meine direkte Kommunikation in verschiedenen Sprachen ein besseres Verständnis und ein Gefühl der persönlichen Verbundenheit mit mir gegeben hat. Insbesondere ist dies das erste Mal, dass ich so viel in Englisch gesprochen habe, und obgleich mein Englisch nicht flüssig ist, hoffe ich, dass Ihr fühlen könnt, dass ich mich bemühe. Derzeit bin ich physisch in Europa, so dass die Schwierigkeiten, die jeder erfährt nicht nur Worte sind für mich. Ich erfahre sie zusammen mit Euch und habe das Gefühl, dass dies eine besondere Gelegenheit für mich ist. Noch immer bin ich mir nicht sicher, ob ich das Corona-Virus gerne bekommen würde.

Europa beginnt jetzt damit, etwas Kontrolle über die Epidemie zu bekommen, und ich hoffe, dass dies auch bald in Amerika geschehen wird. Aber ich sorge mich mehr um Afrika, Südamerika, Asien und andere Kontinente. Speziell sorge ich mich um Indien, das wie meine zweite Heimat ist. Die indischen Zentral- und Staatsregierungen tun ihr Äußerstes, aber die Bevölkerung von Indien ist extrem groß, und es gibt viele Schwierigkeiten wie die Bereitstellung von ausreichenden Tests, usw.. Obgleich es eine strikte Quarantäne und Ausgangssperre geben muss, um die Ausbreitung der Krankheit zu begrenzen, erleben viele Arbeiter, die von täglichen Einnahmen abhängig sind und von der Hand in den Mund leben, fürchterliche Not. Bitte betet für Indien und tut, was immer ihr könnt, um zu helfen.

Ebenfalls möchte ich alle von Euch, die Ihr in der Himalaya Region lebt, bitten, die Krankheit nicht herunterzuspielen. Es ist äußerst wichtig, den wissenschaftlichen Ratschlägen zu Methoden zu folgen, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Ich bin ebenfalls äußerst besorgt um die tibetischen Gemeinschaften in Indien, Nepal und Bhutan sowie um die Tibeter, die in Europa, Amerika und anderen Ländern leben. Obwohl die westliche Medizin noch keine Behandlung für diese Krankheit hat, können einige erfahrene tibetische Ärzte sie wirksam behandeln. Aber das Wichtigste ist, die Infektion zu verhindern. Ein Schutzband um Euren Nacken oder eine Segenspille wird keine Hilfe sein, wenn Ihr dann zu einer großen Versammlung von Menschen eilt. Ihr habt eine Verantwortung, Euch selbst zu schützen, die Ihr nicht an eine Medizin oder an Schutzbänder abgeben könnt. Insbesondere in dieser Zeit, wenn Menschen verängstigt und besorgt sind, wird Euch, wenn Ihr in der Lage seid, etwas Dharma zu praktizieren, das helfen, um Geistesruhe zu finden und Zuversicht zu entwickeln.

Als nächstes werden wir die Gebete und Mantras zusammen rezitieren. Ich danke Euch sehr.

Abschließende Worte

Dies schließt unsere Gebete für das Nachlassen der Pandemie ab. Nun möchte ich ein abschließendes Gebet rezitieren, das Große Wunschgebet des 7. Karmapa Chödrak Gyatso. Es ist ein langes Gebet, so dass ich es nur in Tibetisch lesen kann. Aber bevor ich es lese, möchte ich Euch etwas über die wichtigsten Punkte der Widmungen und Wünsche, die wir nun machen, sagen.

Wir verbinden all unsere Verdienste der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft mit der Kraft der Liebe und der Tugenden aller Buddhas, Bodhisattvas und fühlenden Wesen und widmen sie dann.

Wir machen den Wunsch, dass unsere Verdienste und all die Kraft unserer rückhaltlosen Liebe jede Ecke dieses großen Universums durchdringen möge.

Wir machen den Wunsch, dass unsere Verdienste und all die Kraft unserer rückhaltlosen Liebe sich in jedes Atom dieser Erde hinein auflösen möge, alles wiederhergestellt werden möge, was ausgebeutet wurde, so dass die Erde sogar stärker und schöner als zuvor sein wird.

Wir machen den Wunsch, dass unsere Verdienste und all die Kraft unserer rückhaltlosen Liebe alle Tiere erfüllen möge, mit denen wir diese Erde, unsere Heimat teilen, von der kleinsten Ameise an aufwärts, so dass all ihr Leiden an Schwäche oder Mangel an Freiheit befriedet sein möge.

Wir machen den Wunsch, dass die Kraft unserer Aufrichtigkeit und rückhaltlosen Liebe alle menschlichen Wesen erfüllen möge, all unsere Brüder und Schwestern, so dass sie wechselseitige Liebe empfinden mögen und sich an der Herrlichkeit von Verdienst und Glück erfreuen.

Wir machen den Wunsch, dass aufgrund der Kraft unserer Aufrichtigkeit und unserer rückhaltlosen Liebe diese entsetzliche Pandemie rasch abklingen möge und dass alle, die von dieser Krankheit heimgesucht worden sind, geheilt werden mögen und sich bald noch besserer Gesundheit und größerer Vitalität erfreuen als zuvor.

Wir machen den Wunsch, dass wir die Kraft unserer Aufrichtigkeit und rückhaltlosen Liebe den mutigen Ärzten und Mitarbeitern im Gesundheitswesen geben, so dass sie von aller geistigen und körperlichen Erschöpfung befreit werden mögen und neuen Mut und körperliche Stärke haben.

Wir machen den Wunsch, dass durch die Kraft unserer Aufrichtigkeit und rückhaltlosen Liebe das Bewusstsein all derer, die in dieser Epidemie gestorben sind, sich zu noch glücklicheren Geburten bewegen möge, und dass all jene, die sie zurück gelassen haben, bald Trost für ihre Trauer und ihr Leiden finden mögen.

Wir machen den Wunsch, dass durch die Kraft unserer Aufrichtigkeit und rückhaltlosen Liebe die Milliarden von Lebewesen, die in Naturkatastrophen umgekommen sind, so wie bei den Buschbränden in Australien, ihren Weg zum Glück finden mögen.

Wir machen den Wunsch, dass durch die Kraft unserer Aufrichtigkeit und rückhaltlosen Liebe unsere Eltern, spirituellen Lehrer, Freunde und unsere Lieben lange und gesunde Leben haben mögen und dass ihre Wunsche sich spontan erfüllen.

Wir beten, dass wir die Wünsche der Bodhisattvas vollkommen erfüllen – Wünsche, an die wir nicht gedacht hätten, sie zu machen oder meinten, sie nicht erfüllen zu können – so wie sie es gemacht haben.

Nun werde ich das Gebet sprechen. Ich bitte Euch, diese Punkte im Geist zu bewahren, während ihr zuhört. Vielen Dank.

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