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Der Stupa im Garten des Kamalashila Instituts® ist eine Verkörperung des Wissens und der Weisheit der Buddhas.

Wie der Buddhismus nach Deutschland kam

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in Europa ein erstes Interesse am Buddhismus. Insbesondere Akademiker in den britischen und französischen Kolonien in Asien begannen mit dem Studium buddhistischer Kultur und Schriften.

Einer der ersten bedeutenden Deutschen, der den Buddhismus studierte, war der berühmte Philosoph Arthur Schopenhauer (1788-1860). Sein philosophisches Werk basiert teilweise auf buddhistischer Philosophie und Ethik. Sein Werk beeinflusste andere Akademiker und Persönlichkeiten deutscher Kultur, z.B. den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) und den Komponisten Richard Wagner (1813-1873), die sich beide noch heute weltweiter Berühmtheit erfreuen.

1903 ließ sich als erster Deutscher der Geiger Florus Gueth ordinieren und wurde somit ein buddhistischer Mönch. Unter seinem Mönchsnamen Nyânatolika ist er noch heute aufgrund zahlreicher Übersetzungen buddhistischer Texte bekannt, insbesondere in Sri Lanka. Im gleichen Jahr wurde in Leipzig die erste buddhistische Gesellschaft gegründet.

In dieser Anfangszeit waren es zunächst der Theravada Buddhismus und später der Zen Buddhismus, die in Deutschland Fuß fasten. Der Tibetische Buddhismus kam erst in den Westen nach der Okkupation Tibets durch China, als Seine Heiligkeit der Dalai Lama und viele andere tibetisch-buddhistisch Meister ihr Land verlassen mussten.

Die Karma-Kagyü-Tradition: Gründung und Entwicklung der Karma Kagyü Gemeinschaft in Deutschland

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nahm in Deutschland die Zahl der Anhänger der Karma Kagyü Tradition rasch zu. Als Seine Heiligkeit der XVI. Gyalwang Karmapa 1977 Deutschland besuchte, gab es bereits mehr als 20 Meditationsgruppen und -zentren. Seine Heiligkeit äußerte den Wunsch, dass sich die deutschen Zentren zu einem Verein zusammenschließen sollten. Er sagte, da dies im Westen für derartige Zusammenschlüsse die übliche Organisationsform sei, sollten wir sie auch nutzen zum Schutz der Linie und als offizielle Vertretung der Karma Kagyü Linie in Deutschland.

1978 gründeten seine Schüler den Karma Kagyü Verein zunächst als nicht eingetragenen Verein. 1980 wurde dann der Verein unter dem Namen Tibetisch-buddhistische Religionsgemeinschaft Karma Kagyü Verein e.V. beim Amtsgericht München ins Vereinsregister eingetragen und vom Finanzamt München als gemeinnützig anerkannt.

Aufgrund der Aktivitäten der Lehrer und Meister der Karma Kagyü Linie in Deutschland nahm die Zahl der Seminare und Anhänger kontinuierlich zu. Bereits 1981 organisierte der Verein Großveranstaltungen mit Ayang Rinpotsche, Khenpo Tsultrim Gyamsto Rinpotsche, Shamar Rinpotsche und Tenga Rinpotsche in München, Köln, Hamburg und an anderen Orten. Aufgrund dieser wachsenden Aktivitäten schlug der XVI. Karmapa im Sommer 1981 vor, eine Einrichtung von ausreichender Größe in der Tradition der tibetisch-buddhistischen Shedras (Klosteruniversitäten) zu gründen. Es sollte das Hauptzentrum der Karma Kagyü Linie und der Sitz der Karmapas in Deutschland werden.

Bereits kurze Zeit später entschied man sich für das Schloss Wachendorf bei Mechernich, in den nördlichen Ausläufern der Eifel nahe den Städten Köln und Bonn gelegen, als Sitz des neu zu gründenden Zentrums. Am 1. Oktober 1981 wurde dort das Kamalashila Institut® für buddhistische Studien gegründet. Auch der Verein zog mit seinen Geschäftsräumen im Schloss ein. Damit hatte sich die Vorhersage Seine Heiligkeit der XVI. Gyalwang Karmapa erfüllt, der bereits 1978 in Rumtek gesagt hatte: “Eines Tages werde ich mitten in Deutschland ein großes Dharmazentrum haben.“ Am 26. Oktober 1982 besuchte und segnete Seine Heiligkeit der Dalai Lama das Kamalashila Institut®.

In den folgenden Jahren nahm die Lehraktivität zu. Bereits von 1986 bis 1990 fand die erste traditionelle Drei-Jahres-Klausur im neu gegründeten Klausurzentrum Halscheid in Windeck, ostwärts von Köln gelegen, unter Leitung des ehrwürdigen Gendün Rinpotsche statt.

Im Laufe der Jahre versammelten sich um jeden Meditationsmeister große Gruppen Praktizierender, die letztlich ihren eigenen Verein gründeten, um eine organisatorische Basis für die Unterstützung der Aktivitäten ihres Meisters zu haben. So entstanden im Laufe der Zeit eine Vielzahl von unterschiedlichen Gruppierungen, die aber in der Lehre der Karma Kagyü Tradition und in der Person Seiner Heiligkeit Karmapa das einigende Band haben.

1999 zog der Verein mit dem Kamalashila Institut® in das ehemals christliche Eifelkloster Langenfeld um, was in einem gewissen Sinne auch einem Neuanfang gleichkam und änderte seinen Namen in Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland – Tibetisch-Buddhistische Religionsgemeinschaft e.V. Er entwickelte sich zu einer Dachorganisation, da ihm auch andere Vereine beitraten als Ausdruck der gemeinsamen Unterstützung des neuen Oberhauptes der Karma Kagyü Linie, dem XVII. Gyalwang Karmapa, Ogyen Trinley Dorje. Die Religionsgemeinschaft wurde zum Mandala von Karmapas Aktivitäten in Deutschland, mit dem Kamalashila Institut® und dem Klausurzentrum Karma Tekchen Yi Ong Ling in Halscheid als ihrem Kern, von denen Impulse für die Arbeit der Stadtzentren bzw. Gruppen in Hamburg, Bremen, Münster, Heidelberg, Bad Kreuznach und München ausgehen.

Karmapa ernannte im Juli 1998 aufgrund dessen, dass er vorerst nicht nach Europa kommen konnte, Dzogtschen Pönlop Rinpotsche zum Spirituellen Leiter des Kamalashila Instituts® und Ringu Tulku Rinpotsche als den verantwortlichen Lehrer für die Stadtzentren des Vereins. Bereits 1997 hatte Seine Heiligkeit der Ehrwürdigen Khentschen Thrangu Rinpotsche gebeten, die spirituelle Leitung des Retreatzentrums zu übernehmen und einen Residentlama zur Anleitung der 3-Jahresklausur und kürzerer Klausuren zu entsenden.

Den vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung war nach jahrelanger Vorbereitung der erste Europa-Besuch Seiner Heiligkeit des XVII. Gyalwang Karmapa mit seiner Reise nach Deutschland im Jahre 2014. Das Zusammentreffen Karmapas mit der Kagyü-Sangha in Deutschland nach mehr als 30 Jahren war ein historisches Ereignis, das neue Impulse für die Zukunft setzte. Diese Entwicklung wurde vertieft durch den zweiten Deutschlandbesuch Seiner Heiligkeit in 2015, dem in der Zukunft weitere folgen werden. Damit ist die deutsche Karma Kagyü Sangha wieder eingebunden in den Segenstrom des Karmapa und kann als Karmapas Mandala die Aktivitäten Seiner Heiligkeit verstärkt unterstützen.

Unsere Religionsgemeinschaft hat in all den Jahren nicht nur die Entwicklung der Karma Kagyü Sangha in Deutschland maßgeblich geprägt, sondern auch vielfältige Projekte der Karma Kagyü Linie in Asien unterstützt, insbesondere den Wideraufbau der Shedra und des Klosters Tsurphu, Stammsitz der Karmapas in Zentraltibet, sowie umfangreiche Baumaßnahmen im Klosters Rumtek in Sikkim, Exilsitz der Karmapas.

Mögen die Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland auch im Zukunft die Aktivitäten des Karmapa fördern und den Dharma als zeitlose, universelle Lehre verbreiten zum Wohle aller fühlenden Wesen.

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