Vom 6. – 9. Juni leitete der XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje in QUEENS, New York, zum ersten Mal ein Kagyü Mönlam außerhalb von Indien. Karmapa setzte bei dieser Veranstaltung seine Bemühungen fort, die Stellung der Nonnen innerhalb der Karma Kagyü Linie zu stärken, indem er ausschließlich Nonnen als Umze einsetzte.
Außerdem sprach er darüber, dass er daran arbeite, die Spaltung der Linie zu überwinden. Er sagte Tricycle, einer buddhistischen Zeitschrift, dass er den richtigen Zeitpunkt für gekommen halte, um über das Thema zu reden und dass jetzt „Führung nötig sei“. Er fuhr fort: „Ich glaube einfach, dass ich solch offene Bemerkungen darüber nicht hätte machen können, wenn ich in Bodhgaya gewesen wäre … irgendwie fand ich es leichter, von hier aus darüber zu sprechen.“
An dem Mönlam, das von der Danang Foundation im York College veranstaltet wurde, nahmen etwa 1200 Laien, Nonnen und Mönche aus der ganzen Welt teil.
Eliza Rockefeller schrieb darüber in Tricycle:
Zum ersten Mal hat das prominente buddhistische Oberhaupt außerhalb von Indien das tibetisch-buddhistische Gebetsfestival geleitet. Der Karmapa – das Oberhaupt der Karma-Kagyü-Linie und einer der bedeutendsten spirituellen Führer im Tibetischen Buddhismus – brachte bei dieser Veranstaltung in Queens Leben in die Bude, als er Frauen in Führungspositionen versetzte, die ihnen zuvor niemals zugestanden worden waren und enthüllte, dass er daran arbeitet, die sektiererische Trennung, die seine Schule so belastet, zu überbrücken.
Beim jährlichen Kagyü Mönlam in Bodhgaya, Indien, versammeln sich jeden Winter Tausende, um zu singen, für den Weltfrieden zu beten und um Belehrungen und Einweihungen zu erhalten. In den vergangenen 15 Jahren hat die Kagyü-Schule weitere Mönlams für ihre Anhänger in der ganzen Welt eingerichtet. Aus gesundheitlichen Gründen hat Karmapa Ogyen Trinley Dorje am 35. Kagyü Mönlam im März dieses Jahres nicht teilgenommen. Er fehlte zum ersten Mal, seit er den Vorsitz des Mönlams in Bodhgaya 2001 übernommen hatte. Seit Oktober 2017 lebt er vorübergehend in den Vereinigten Staaten, um sich dort medizinisch behandeln zu lassen und auszuruhen.
Bei einem Interview während des Queens Mönlams am 8. Juni, sagte der Karmapa auf die Frage nach seiner Gesundheit dem Tricycle : „Ich bin OK. Mir geht’s nicht immer sehr gut, aber auch nicht schlecht.“ „Ich lebe noch,“ fügte er schmunzelnd hinzu.
Das Mönlam, das von der Danang Foundation im York College veranstaltet wurde und an dem etwa 1200 Laien, Nonnen und Mönche aus der ganzen Welt teilnahmen, kam zu einem für die Kagyü-Schule interessanten Zeitpunkt. Im März veröffentlichte der Karmapa per Video eine besondere Botschaft an das 35. Kagyü Mönlam. Darin sprach er offen über seine persönlichen Anstrengungen, seine Führungsverantwortung zu erfüllen und über seinen Wunsch, die sektiererische Spaltung in der Karma-Kagyü-Schule zu überwinden.
Die Spaltung geht auf die Zeit nach dem Tod des XVI. Karmapas im Jahre 1981 zurück, als einige Lamas Ogyen Trinley Dorje als den XVII. Karmapa identifizierten und andere Karmapa Trinley Thaye Dorje anerkannten, was zu bitterem Streit und sogar zu Gerichtsverfahren führte.
Karmapa Ogyen Trinley Dorje sagte Tricycle, dass er den richtigen Zeitpunkt für gekommen halte, um über das Thema zu reden und dass jetzt „Führung nötig sei“. Er fuhr fort: „Ich glaube einfach, dass ich solch offene Bemerkungen darüber nicht hätte machen können, wenn ich in Bodhgaya gewesen wäre … irgendwie fand ich es leichter, von hier aus darüber zu sprechen.“
Auf die Frage, wie er den Schisma-Streit angehen wolle, sagte er: „Ich bin dabei, Pläne zur Lösung zu entwickeln. Weil diese Prozesse und Pläne aber noch nicht abgeschlossen sind, möchte ich jetzt nicht in die Einzelheiten gehen. Es geht darum, dass wir alle zusammenarbeiten müssen. Ich übernehme jetzt Verantwortung. Aber ganz alleine kann ich das nicht. Ich brauche beide Seiten für eine Wiedervereinigung.“
Karmapa Orgyen Trinley Dorje will eine Neubewertung der Gemeinschaft.
Das Queens-Mönlam schrieb auch noch in anderer Weise Geschichte. Der Karmapa wählte drei Nonnen aus, die als erste Frauen die Schlüsselposition eines Umze oder Vorsängers erhielten, eine Entscheidung, die in Einklang steht mit seiner Betonung der Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der tibetisch-buddhistischen Tradition und der Ausbildung und Ermächtigung der Nonnen. Beim Kagyü Mönlam in Bodhgaya wurden dieses Jahr sowohl Mönche als auch Nonnen als Vorsänger eingesetzt, aber dieses Mönlam war das erste in der Karma-Kagyü-Linie, bei dem es nur Vorsängerinnen gab. Karmapa Ogyen Trinley Dorje sagte Tricycle: „Dieses Mönlam ist ganz besonders, weil … wir 14 bhutanesische Nonnen hier hatten, von denen drei die Vorsängerinnen waren.“ Die Nonnen hatten auch am 10. Juni beim Marme Mönlam, einer Musikshow und Lichterzeremonie für den Frieden im Madison Square Garden vor ungefähr 2500 Leuten einen Auftritt. Dabei sangen sie ein Lied des beliebten tibetischen Heiligen Milarepa und führten ein kurzes Chöd-Ritual durch (tantrisches Ritual zum Abschneiden des Egos). Der Karmapa hatte in der Vergangenheit gesagt, dass Nonnen nur in ihren Klöstern Vorsängerinnen sein könnten, aber „jetzt steigen sie (die Nonnen) auf.“ Und weiter: „Es ist wichtig, ihnen Gelegenheit zu geben, ihr Selbstvertrauen zu steigern und vor allem Möglichkeiten für Nonnen zu schaffen, Führungspositionen zu übernehmen.“
Michele Martin, langjährige Übersetzerin des Karmapa, sagte, dass der Karmapa fortlaufend Nonnen in Rollen hebt, die ihnen vorher versperrt waren, auch als Lama-Tänzerinnen und Co-Umzes beim Bodhgaya-Mönlam. „Er macht das Schritt für Schritt, so dass die Leute den Aufstieg der Nonnen und ihre neuen Positionen akzeptieren können,“ sagte sie. „Sie haben gerade einen fantastischen Job gemacht und kaum eine Silbe ausgelassen.“
Die Hauptvorsängerin Tsunma Khyechok Palmo wurde unterstützt von den assistierenden Vorsängerinnen Tsunma Kuenga Drolma und Tsunma Tsultrim Drolma, alle aus dem Nonnenkloster Karma Drubdey in Zentralbhutan. Khyechok Palmo war eine der Vorsängerinnen beim 35. Kagyü Mönlam in Bodhgaya Anfang dieses Jahres. Sie sagte über ihren ersten Besuch in den USA: „Es ist gut, hier mit den Westlern zu praktizieren. Ich finde es sehr schön. Wir alle teilen ein und dasselbe Universum.“
Vor Kurzem, unter dem Bodhibaum
Ein weiterer Schwerpunkt des Mönlams war soziale Verantwortung. Bei den Mahlzeiten übrig gebliebenes Essen wurde einer Tafel in Queens gespendet, sagten die Organisatoren. Der Karmapa hat den Umweltschutz zu einem seiner Hauptthemen gemacht und um dem gerecht zu werden waren alle Teller, Tassen und Schüsseln biologisch abbaubar, es wurde nur vegetarisches Essen serviert und das Thema eines Teils der Marme Mönlam Show war „Die Macht der Natur“.
Das New York Mönlam glich seinem indischen Gegenstück, war aber gelegentlich deutlich amerikanisch beeinflusst. Tibetische und amerikanische Kinder spielten zusammen auf den Wiesen außerhalb des Zelts und der Klang des tibetischen Gesangs wurde immer wieder von dröhnender Popmusik aus vorbeifahrenden Autos oder dem Sirenengeheul von Polizei und Rettungsdiensten übertönt. Den ungefähr 30 New Yorker Polizisten, die auf dem Gelände für Sicherheit sorgten wurde, wie auch den Teilnehmern, Chai-Tee angeboten. Am Ende des Mönlams posierten einige Polizisten mit dem Karmapa für ein Foto.
Am Mönlam nahmen viele tibetische Laien aus New York teil, Mönche und Nonnen aus nordamerikanischen Kagyü-Zentren, westliche Praktizierende und Anhänger aus China, Taiwan und Hongkong. Der Veranstaltungsort wurde gewählt wegen seiner Nähe zu dem nordamerikanischen Sitz des Karmapa, Karma Triyana Dharmachakra in Woodstock, und zu der Danang Foundation in Queens, einer wohltätigen Organisation unter der Leitung von einem der Organisatoren der waghalsigen Flucht des Karmapa aus Tibet im Jahr 2000, Lama Tsewang Rinpotche.
Das Gebetsfest war ein besonderer Leckerbissen für die Praktizierenden aus der großen tibetischen Diaspora in New York City, von denen viele in den Jackson Heights in der Nähe von Queens wohnen und die ein großes Gemeindezentrum im nahe gelegenen Woodside haben. Tashi Drolma, 24, die in Tibet aufwuchs und vor etwa fünf Jahren nach Amerika kam, sagte, dass die Marme Mönlam Show ihr geholfen hat, sich wieder mit ihrer Kultur zu verbinden. „Hier zu sein und diese Sänger aus Tibet zu hören löst viele Emotionen bei mir aus. Ich erinnere mich an diese Lieder aus meiner Kindheit in Tibet. Dieses Ereignis vereint Tibeter aus Tibet und Tibeter aus der ganzen Welt. Wir sind hier alle glücklich vereint. „Sie fügte hinzu: „Es ist wunderschön, dass es hier nicht nur Tibeter gibt, sondern alle Leute, die tibetischen Buddhismus praktizieren. Sie sind zusammengekommen, um gemeinsam zu praktizieren.“
Quelle: tricycle
Bildrechte: Olivier Adams hat der Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland e.V. freundlicher Weise die Berechtigung erteilt, seine Fotos vom diesjährigen Nordamerikanischen Kagyü Mönlam für gemeinnützige Publikationen unseres Vereins zu verwenden.