Auf Einladung der tibetischen Gemeinschaft und der Himalaya-Gemeinschaft von New York und New Jersey gab der XVII. Gyalwang Karmapa in seiner ersten öffentlichen Veranstaltung seit mehreren Monaten eine Langlebens-Ermächtigung.
Er gab etwa 2000 versammelten Menschen eine Ermächtigung, die vom großen Siddha Thangtong Gyalpo verfasst wurde von dem gesagt wird, dass er 120 Jahre lebte. Sein Leben war reich, gefüllt mit dem Verfassen von Texten, dem Bauen seiner berühmten Kettengelenk-Brücken, dem Initiieren der tibetischen Oper (Lha mo) und dem Gründen der Shangpa-Kagyü-Linie entsprechend den Anweisungen der bekannten weiblichen Lehrerin Niguma.
Eine wunderschöne Statue von Thangtong Gyalpo aus Jade stand die ganze Zeremonie über auf einem großen Tisch vor Karmapas Thron. Hinter ihm erhob sich eine hohe Abbildung einer Buddha-Statue, eingerahmt von Brokat. Die Statue befindet sich im Mahabodhi Tempel in Bodhgaya, in den sich der XVII. Karmapa oft zur Meditation zurückgezogen hat.
Zunächst sprach Norbu Tsering, der Präsident der tibetischen Gemeinschaft von New York und Jersey, dem XVII. Karmapa seinen Dank aus. Anschließend began der XVII. Karmapa mit der Ermächtigung und las einen Text, während er das Ritual durchführte. Es wird gesagt, dass der Empfang dieser Ermächtigung dazu dient, unzählige Lebewesen auf den Stand von Amitayus’ Verwirklichung zu bringen. Außerdem wird erklärt, dass Thangtong Gyalpo von Guru Rinpoche speziell gesegnet wurde.
Der XVII. Karmapa hielt zunächst einen kurzen Vortrag. Er hieß alle willkommen und erklärte, dass er während seines bisheringen Aufenthalts in den USA noch keine Gelegenheit gehabt habe, mit den Menschen eine Verbindung aufzubauen. Dies habe zu der Anfrage für diese Ermächtigung geführt. Vom neuen Jahr sprechend meinte er, dass wir im Jahr 2018 entsprechend dem westlichen Kalender seien, aus tibetischer Perspektive dieses jedoch erst noch komme. Er fuhr fort: „Der spezielle Grund, zum Neuen Jahr eine Langlebens-Ermächtigung zu geben, ist, dass Euer Leben sinnvoll sein wird und Ihr den grundlegenden Sinn Eurer kostbaren menschlichen Geburt verwirklichen könnt. Die Ermächtigung dient darüber hinaus Eurem langen Leben und dem Freisein von Krankheit.“
Nach der Beendigung der Ermächtigung gab der XVII. Karmapa eine kurze Belehrung über Unbeständigkeit.
„In der buddhistischen Tradition”, erklärte er, „ist der Beginn des Neuen Jahres ein Zeichen von Unbeständigkeit – die Tatsache, dass nichts gleich bleibt, sondern alles Bewegung und Veränderung unterworfen ist. Wenn das Neue Jahr also beginnt, können wir es als einen Weckruf verstehen, der uns an die Unbeständigkeit erinnert und als eine Gelegenheit zur Veränderung willkommen heißen. Was immer in der Vergangenheit geschehen ist, wir brauchen nicht darin stecken zu bleiben. Wir können immer einen Schritt nach vorne gehen und neue Hoffnung und neuen Mut finden.”
Der XVII. Karmapa fuhr fort: „Wir können die Möglichkeiten, die das neue Jahr uns bietet, dafür nutzen, zu verstehen, dass weder Zeit noch Umstände dauerhaft verweilen sondern ständigen Veränderungen unterworfen sind. Dies bedeutet, dass vollkommen unabhängig von Ort und Zeit sich immer wieder neue Chancen für uns eröffnen werden. Genau dieses sich Öffnen sollten wir uns zu Nutze machen, um positive Veränderung in uns selbst möglich zu machen. Dies wird sowohl unserer Dharma-Praxis zugute kommen als auch der Art und Weise wie wir unser Leben gestalten.
Manchmal haben wir die Hoffnung, dass das bloße vergehen von Zeit positive Veränderungen bringen wird, so dass wir dasitzen und darauf warten. Aber Zeit selbst ändert sich von Moment zu Moment wie alle Dinge, wie auch unsere Körper. Wir können nicht passiv bleiben und darauf warten, dass die Zeit unser Leben um uns herum ändert. Wir müssen in uns gehen und die Veränderungen erkennen die wir uns für uns wünschen. Dann sind wir gefragt, diese Veränderungen zu initiieren und gleichzeitig die Verantwortung für unsere Transformation zu übernehmen. Was ist das Wichtigste das verändert werden muss? Es ist unsere Art zu denken und unsere Motivation. Wenn wir diese beiden Dinge ändern, werden wir eine wesentliche Wandlung in unserem Leben herbeiführen.“
Der XVII. Karmapa beendete diesen Vortrag, der auf Englisch übersetzt wurde, und begann mit seinen Ratschlägen für die Tibeter in einer humorvollen Stimmung und sagte: „Ich möchte einige Worte sagen. Wir Tibeter sagen ein paar Worte, aber dann sprechen wir für eine wirklich lange Zeit, für Stunden.“
Anschließend sprach der XVII Karmapa für etwa 40 Minuten auf Tibetisch. Er began mit guten Wünschen für das kommende Tibetische Neue Jahr, wünschend, dass die Menschen ihre Ziele erreichen und einen neuen wesentlichen Sinn in ihrem Leben finden. Er erinnerte die Tibeter daran, wie glücklich sie sich schätzen können, Seine Heiligkeit den Dalai Lama als ihr Oberhaupt zu haben. Es gibt mehr Flüchtlinge auf der Welt als die Tibeter, stellte er fest, und einige sind ärmer. Aber keine andere Gruppe habe das Glück ein Oberhaupt wie den Dalai Lama zu haben und dies sollte den Tibetern Mut machen und sie glücklich stimmen. Eine Gesellschaft bildet sich aus vielen Individuen mit verschiedenen Ansichten und Vorlieben, so dass es eine universelle Führungspersönlichkeit braucht wie den Dalai Lama, die alle zusammenbringen kann.
Aus diesen Gründen, hielt der XVII. Karmapa fest, ist es wichtig, den Unterweisungen des Dalai Lama sorgfältig zu folgen. Denn sowohl der Anführer als auch seine Anhänger müssen exzellent sein. Vergleichbar mit Lamas und ihren Schülern ist es so, dass Angelegenheiten nicht gut werden wenn zwar der Lehrer exzellent ist, nicht aber seine Schüler. Er gab das Beispiel, dass sowohl die Vase als auch das in sie gegossene Wasser sauber sein müssen.
Der XVII. Karmapa vermerkte, dass die Menschen Hoffnung und Vertrauen in den Dalai Lama setzen. Jedoch sei es sehr wichtig, dass sie die Verantwortung dafür übernehmen, seine Anweisungen auszuführen. Der Dalai Lama habe bereits ein hohes Alter erreicht und aus der Erkenntnis heraus, wie wertvoll er ist, sollten die Tibeter sich so verhalten, dass er glücklich ist und sich wohlfühlt. Er sollte nicht durch Vorgänge in der Gemeinschaft gestört werden.
Abschließend wendete er sich dem Punkt der Einheit von Tibet zu. Er erklärte, dass Tibeter darüber hinaus gehen müssen, ihre eigene Region in Tibet als speziell und abgegrenzt zu sehen. Sie müssten damit beginnen, Tibet als Eines zu sehen, ein ungeteiltes Land. Der XVII. Karmapa sprach von Jamgon Kongtrül Lodro Thaye, einem der Führer der nicht-sektiererischen Bewegung in Tibet im frühen neunzehnten Jahrhundert. Jamgon Kongtrul unterstützte nicht nur religiöse Toleranz, sondern sah Tibet als ein ganzes Land. Dies war damals ungewöhnlich angesichts der vielen kleinen Königreiche mit ihren verschiedenen Allianzen. Lodro Thaye schrieb ein wunderschönes Gebet mit dem Titel „Ein Gebet für das Wohlergehen von Tibet”. Dies entstand aus seiner Sicht von Tibet als geeintem Land. Wir Tibeter, riet der XVII. Karmapa, sollten heute das Gleiche tun.
Der XVII. Karmapa führte die abschließende Praxis der Ermächtigung durch während das Mantra des Mitgefühls, Om Mani Padme Hung, rezitiert wurde. Er stieg von seinem Thron und stoppte in der Mitte der Stufen, um das Publikum zu grüßen das sehr glücklich war, ihn wieder erlebt zu haben.