An diesem Sonntag, dem Gedenkwochenendtag, kehrte der XVII. Gyalwang Karmapa zum Colden Auditorium zurück, um die Ermächtigung des Buddha Akshobhya zu gewähren, der als der Unerschütterliche oder auch als der Unveränderliche, bekannt ist. Die über 2000 Sitze waren besetzt mit Tibetern und Menschen aus der Himalaya-Region sowie mit westlichen und asiatischen Schülerinnen und Schülern. Die Bühne war geschmückt mit einem Vorhang aus rotem Brokat, der das ausgerollte Bild des Buddhas über Karmapas Thron hervorhob. Links davon hing ein Bild von Guru Rinpoche und rechts davon sein selbst gemaltes Bild von Akshobhya. Beide hingen über ihrem jeweiligen Altar.

Der ferne Klang der Trommeln kündigte das Eintreffen des XVII. Gyalwang Karmapa an, als er von den traditionellen Willkommens-Tänzern in die Halle geleitet wurde. Die Tänzer waren vier rigorose alte Männer, die in glänzende Farben gekleidet waren und Masken trugen mit weißen wallenden Bärten und Augenbrauen. Ein aufgespannter goldener Schirm markierte Karmapas Platz als er zu seinem Thron auf der Bühne hinunter stieg.

Nach einem eleganten buthanesischen Chö-Tanz (durchschneiden) und einer lebendigen Vorstellung von zwei Schneelöwen begrüßte der XVII. Gyalwang Karmapa alle Anwesenden herzlich und begann mit der Ermächtigung. Dazwischen gab er die folgende Belehrung:

„Die Ansammlung von Akshobhyas Mantra hat in den letzten zehn Jahren jeweils für zwei Monate vor Beginn der Kagyü Mönlams in Bodhgaya stattgefunden. Meine Rolle dabei ist, die Praxis zu lehren und am Retreat teilzunehmen. Während des stattfindenden Mönlams vollziehen wir eine Reinigungs- und Segenszeremonie basierend auf dem Retreat. Nachdem dies seit zehn Jahren stattfindet, wissen viele Menschen, dass ich ein Interesse an Akshobhya habe. Deshalb möchte ich heute die Gelegenheit ergreifen, um über den besonderen Verdienst dieser Praxis und meine Verbindung zu Akshobhya zu sprechen.

Im Kangyur (Die Belehrungen des Buddha übersetzt in die tibetische Sprache.) gibt es ein Tantra oder ein Dharani (ein langes Mantra), das „Die komplette Reinigung von Hindernissen“ genannt wird. Der Titel bezieht sich auf das Dharani von Akshobhya. Von diesem wird gesagt, dass es das machtvollste Mantra für die Reinigung allen negativen Karmas ist, das wir alle seit anfangsloser Lebenszeit in Samsara angesammelt haben. Das Akshobhya-Mantra und die Praxis wird unter den Tibetern als der beste Weg angesehen, um negatives Karma zu reinigen. Es ist ein fundamentaler buddhistischer Glaube dass jedes Lebewesen vergangene Leben hatte und zukünftige haben wird. Weiterhin werden vergangene Leben als anfangs los angesehen, jenseits von Vorstellungen oder Anzahl. Während all dieser grenzenlosen Zeit haben wir viele Dinge, einschließlich negativer, getan, so dass wir eine große Last von falschen Taten bzw. negativem Karma angesammelt haben. Das meiste, das wir getan haben, erinnern wir nicht. Wir vergessen gewöhnlich die Hälfte der negativen Taten die wir in diesem Leben getan haben, nicht zu erwähnen die negativen Dinge die wir in vorhergehenden getan haben. Wie auch immer, diese Taten bleiben in uns als Eindruck in unserem Geist und bilden eine schwere Last, die wir von Leben zu Leben tragen müssen. In diesem Leben müssen wir deshalb einige dieser Eindrücke auslöschen und die Kraft anderer vermindern.

In früheren Jahrhunderten waren wir unfähig, so viel Schaden uns Menschen und der Umwelt zuzufügen wie heute. Unsere Technologie hat uns so machtvoll gemacht dass wir Waffen entwickelt haben, die jedes menschliche Wesen zerstören können und sogar den gesamten Planeten mit all seinen Lebensformen. Aufgrund unserer technischen Fähigkeiten müssen wir deshalb noch vorsichtiger mit unseren Worten und Taten sein als in der Vergangenheit.

Weil die Akshobhya-Praxis der beste Weg ist, um negatives Karma zu reinigen, ist sie für unsere Zeit so passend. Zusammengefasst gibt es zwei Gründe warum wir die Akshobhya-Praxis machen sollten. Erstens haben wir eine unkalkulierbare Anzahl von negativem Karma seit anfangsloser Zeit angesammelt. Zweitens müssen wir speziell vorsichtig mit unseren Worten und Taten sein aufgrund der unvorstellbaren Macht, die uns die Technologie gegeben hat.

Bezüglich meiner eigenen Verbindung mit der Akshobhya-Praxis kann man sagen, das eine karmische Verbindung vorliegt. Über deren Tiefgründigkeit möchte ich nicht spekulieren. Jedoch kann ich offen meine Gefühle beschreiben die ich in Zusammenhang mit der Praxis habe. Einige Jahre zuvor habe ich ein Sutra, das das Dharani von Akshobhya enthält, aus dem Chinesischen in das Tibetische übersetzt. Dies nahm einige Zeit in Anspruch und während ich übersetzte, hatte ich zwei Gefühle. Eines war große Wertschätzung den Übersetzern der Vergangenheit gegenüber weil ich begriff, durch welche Schwierigkeiten sie gegangen sein müssen. Heutzutage gibt es für Übersetzer zahlreiche Quellen wie eine Menge von Wörterbüchern und all die Informationen aus dem Netz. Frühere Übersetzer hatten all diese Vorteile nicht und sie müssen sehr hart gearbeitet haben. Deshalb fühlte ich als erstes Wertschätzung für sie.

Das andere Gefühl Akshobhya-Praxis kam während meines Studiums auf als ich Informationen sammelte. Insbesondere sah ich mir das „Sutra der Anordnung von Akshobhyas reines Land! An. Dies ist in einem langen Abschnitt des Kangyur enthalten und bekannt als die „Ratnakuta Sutras“. Es erzählt die Geschichte wie Akshobhya zu seinem Namen kam und beschreibt die Besonderheiten seines Reiches. Als ich dieses Material las, begann ich wirklich etwas zu fühlen. Z. B.  machte Akshobhya, als er erstmals Bodhicitta erzeugte und ein Bodhisattva wurde, ein außergewöhnliches und spezielles Versprechen: “Von heute an bis ich Buddhaschaft erlange, werde ich niemals auf ein lebendes Wesen ärgerlich werden oder ihm schaden“. Dies bewegte mich wirklich.

Was fühlte ich? Ich sah mir das Versprechen „Von heute an bis ich Buddhaschaft erlange…“ an und dachte, „Das ist eine sehr lange Zeit“. Die Sutras erklären verschiedene Zeitlängen die es dauert vom Zeitpunkt des Erzeugens von Bodhicitta an bis zum Erlangen der Buddhaschaft. Die kürzest mögliche Zeitspanne ist drei unzählige Äonen. „Unzählig“ meint hier nicht unendlich, sondern eine Zahl, nämlich die Nummer die 60 Nullen folgt. Multipliziert mit drei ergibt eine extrem lange Zeit.

Wenn wir darüber nicht ernsthaft nachdenken sondern nur denken „Nun, er machte dieses Versprechen. Das ist nett. Wie wunderbar!“, dann wird sich in uns nichts bewegen. Jedoch wenn wir uns von seinem Beispiel und der neuen Idee, die sein Versprechen aufkommen lässt beeinflussen lassen und, ist Veränderung möglich. Aber wir sollten überlegen: „Kann ich dieses Gelübde für eine Lebenszeit nehmen? Oder nur für einen Tag?“ Gewöhnlich denken wir darüber gar nicht nach, aber dieses Gelübde gibt uns eine große Gelegenheit. Wenn wir es ernst nehmen und uns an Akshobhya ein Beispiel nehmen, dann steht er möglicherweise für eine neue Art zu denken, die uns wiederum in die Lage versetzen könnte, uns zum Besseren hin zu verändern.“

An dieser positiven Stelle beendete der XVII. Gyalwang Karmapa seine Belehrung. Am Ende der Ermächtigung bemerkte er dass er von den Organisatoren gebeten worden war, jeden Einzelnen zu segnen und dass dies nun möglich sei. Tatsächlich war es für etwas über eine Stunde so, dass er in der Mitte der Bühne stand und jede einzelne Person mit der Zeremonialvase segnete.

Zusätzlich zur grundsätzlichen Situation das wir negatives Karma angesammelt haben wurden wir menschliche Wesen unglaublich machtvoll. Aufgrund von geisteswissenschaftlichen und technologischen Fortschritten hat, was wir mit unseren Körpern tun und mit Worten sagen, tausend Mal größeren Effekt als in früheren Zeiten. Ein offensichtliches Beispielt dafür ist die furchtbare Zerstörung der Umwelt die wir Menschen verursacht haben. In vorhergehenden Jahrhunderten waren wir

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